GHB im Vereinigten Königreich ab sofort als Klasse-B-Droge eingestuft
Veröffentlicht am: Dienstag, dem 25. Oktober 2022
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Seit dem 15. Juni 2022 gilt GHB in Großbritannien als Droge der “Klasse B”. Der Besitz dieser Substanz sowie der Handel mit ihr sind nur noch mit einer staatlichen Lizenz erlaubt. Der Entscheidung ging eine monatelange Diskussion voraus. Anlass dafür gab unter anderem einer der schlimmsten Vergewaltiger in der Geschichte des Königreichs sowie ein Serienmörder. Beide sollen ihre Opfer mit der Droge gefügig gemacht haben.

GHB hatte in Großbritannien für hitzige Diskussionen gesorgt. Gründe dafür lieferten unter anderem die Gerichtsprozesse gegen den Vergewaltiger Reynhard Sinaga und den Serienmörder Stephen Port. Beide betäubten ihre Opfer mit der Droge GHB. Zum Zeitpunkt der Verbrechen war GHB in Großbritannien als Droge der Klasse C eingestuft. Im Vereinigten Königreich gibt es drei verschiedene Kategorien für Drogen und/oder Arzneimittel: Klasse A, Klasse B und Klasse C. Drogen der Klasse A gelten als besonders gefährlich. Daher drohen für sie die härtesten Strafen. Die Klasse C steht für die Drogen, die am wenigsten Schaden anrichten und für mildere Strafen vorgesehen sind. In dieser Klasse befindet sich zum Beispiel Cannabis.

Reynhard Sinaga benutzte GHB, um bis zu 195 Opfer zu betäuben, bevor er sie in seiner Wohnung in der Princess Street im Stadtzentrum von Manchester vergewaltigte oder sexuell missbrauchte. Der Serienmörder Stephen Port, der für den Tod von vier Männern in London verantwortlich ist, benutzte ebenfalls diese Substanz, um seine Opfer, die er über die Dating-App Grindr kennengelernt hatte, zu betäuben, bevor er sie ermordete.

Sinaga wurde im Januar 2020 zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem er für 136 Vergewaltigungen, acht versuchte Vergewaltigungen und weitere Sexualverbrechen zwischen Januar 2015 und Mai 2017 für schuldig befunden worden war. Die Polizei sagt, der Vergewaltiger habe den Opfern GHB oder GBL in die Getränke gemischt, um sie zu betäuben, bevor er sie angriff und den Missbrauch mit zwei iPhones filmte. Aufgrund des Zeitablaufs wurden weder in Sinagas Wohnung noch in den Blutproben seiner Opfer jemals Substanzen gefunden. Dennoch waren vier verschiedene Geschworene in jedem von Sinagas Prozessen davon überzeugt, dass seine Opfer unter Drogen gesetzt worden waren.

Im Anschluss an Sinagas Verurteilung im Januar forderte Innenministerin Priti Patel eine Überprüfung der Gesetze zu GHB in Großbritannien. Sie zeigte sich zutiefst besorgt über den Gebrauch illegaler Drogen im Zusammenhand mit Sexualverbrechen. Als Konsequenz daraus bat sie den unabhängigen Beirat für Drogenmissbrauch, eine Überprüfung vorzunehmen.

Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) und ihr Verwandter GBL (Gamma-Butyrolacton) wurden nach Angaben des britischen Statistikamtes zwischen 1993 und 2017 mit dem Tod von mehr als 90 Menschen in Verbindung gebracht. Der Beirat für Drogenmissbrauch (Advisory Council on the Misuse of Drugs, ACMD) konnte nun durchsetzen, dass GHB als Droge der Klasse B neu eingestuft wird. In einem kurz vor der Entscheidung veröffentlichten Bericht forderte der Rat außerdem eine bessere Aufklärung über den Konsum der Droge und erklärte, dass obligatorische Tests auf diese Substanz bei ungeklärten Todesfällen die Erfolgsquote der Ermittlungen verbessern würden.

Die Freizeit-Clubdroge, die als Liquid Ecstasy bekannt ist und in der Regel bei Straßenhändlern oder im Internet gekauft wird, wirkt als Beruhigungsmittel, senkt die Hemmschwelle und verleiht den Konsumenten ein Gefühl der Euphorie, kann aber auch schläfrig machen und das Risiko einer Überdosierung und des Todes mit sich bringen. Bis Juni 2022 war GHB in Großbritannien neben Anabolika und einigen Beruhigungsmitteln der Klasse C zugeordnet.

Der ACMD-Bericht stellt fest, dass der Gesamtkonsum von GHB, GBL und verwandten Substanzen (GHBRS) im Vereinigten Königreich gering ist. Es gebe aber “einen steilen Anstieg des GHBRS-Konsums im Vereinigten Königreich, insbesondere in England, von 2005 bis 2015”. Der Rat prognostizierte allerdings eine erhebliche Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen. Diese Drogen werden nach dem Konsum schnell aus dem Körper ausgeschieden. In Obduktionsproben, Notaufnahmen, Diensten für sexuelle Gesundheit und Drogenmissbrauch sowie in strafrechtlichen Ermittlungen sind sie schwer zu identifizieren.

In dem Bericht heißt es, dass es Belege für eine steigende Sterblichkeit im Zusammenhang mit dem Konsum von GHB in Großbritannien gibt, seit sich der Rat das letzte Mal im Jahr 2003 mit den schädlichen Auswirkungen dieser Droge befasst hat. Die Gesamtzahl der Todesfälle ist relativ niedrig. Die Sterblichkeitszahlen sind aber wahrscheinlich zu niedrig angesetzt. Es ist schwierig, die fragliche Substanz in Post-mortem-Proben zu testen und zu identifizieren. Sie wird nicht nur schnell eliminiert, sondern auch post-mortem endogen produziert. Obligatorische Tests bei ungeklärten Todesfällen würden die Daten zur Mortalität verbessern, heißt es in dem Bericht.

Der Bericht erwähnt auch zunehmende Beweise für physische, psychische und soziale Gesundheitsschäden im Zusammenhang mit der Droge – insbesondere im Zusammenhang mit Verbrechen. “Es gibt starke neue Hinweise auf erhebliche Schäden durch die Verwendung dieser Substanzen im Zusammenhang mit Straftaten, einschließlich Mord, drogenvermittelte sexuelle Übergriffe und Raub”, heißt es in dem Bericht. Die Schäden, die aus diesen kriminellen Handlungen resultieren, sind schwerwiegend und führen in den extremsten Fällen zum Tod.

Überlebende solcher Übergriffe können eine komplexe, weitreichende Kombination von Schäden erfahren, die eine Unterstützung durch verschiedene Dienste erfordern. Besonders besorgniserregend ist, dass GHB schnell aus dem Körper ausgeschieden wird. Das bedeutet, dass es sehr schwierig ist, in Strafsachen eine endgültige Entscheidung zu treffen. Darüber hinaus verursacht es in hoher Dosierung eine Amnesie, wodurch Opfer von Straftaten sich manchmal nicht daran erinnern können.

Durch die Neuklassifizierung als “Klasse-B-Droge” hofft man, die bislang legalen Nachschubquellen des Schwarzmarkthandels mit GHB in Großbritannien auszutrocknen. Kritiker bemängeln allerdings, dass die chemische Vorläufersubstand GBL weiterhin frei erhältlich ist. Bis auf den unangenehmen Geschmack ist sie in Handhabung und Wirkung fast identisch mit GHB.

Wer GBL kaufen möchte, wird mitunter sogar im Baumarkt fündig, wo es als Reinigungsmittel angeboten wird. Im ACMD-Bericht wurde zwar gefordert, auch den Verkauf von GBL zu unterbinden, was aber nicht umgesetzt wurde. Es steht somit zu befürchten, dass sich das Problem mit GHB in Großbritannien lediglich auf eine andere Substanz verlagert.

Quelle: GHB in Großbritannien nun Droge der Klasse B

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